Gas ist aktuell noch ein zentraler Energieträger für die Wärmeversorgung. Die geopolitische Lage und steigende Preise haben jedoch gezeigt, dass ein rascher Umstieg auf erneuerbare Wärmequellen nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Aktuell werden noch rund 600.000 Nutzungseinheiten in Wien mit Gas betrieben, davon ein Großteil in Form von Einzelgasthermen in Wohngebäuden.
Bis 2040 soll die Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle in der Wärmeversorgung in Wien überwunden werden. Heizen, Warmwasseraufbereitung und Kochen sollen emissionsfrei werden. Dafür ist die Umstellung auf hocheffiziente Fernwärme oder erneuerbare Energieträger notwendig. Mit dem Programm „Raus aus Gas“ verfolgt die Stadt Wien das Ziel, die Wärmeversorgung in Gebäuden bis 2040 vollständig von fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle zu entkoppeln.
Die Wiener Stadtwerke leisten mit Wien Energie und Wiener Netzen einen bedeutenden Beitrag dazu. Zum einen wird Fernwärme ausgebaut und dekarbonisiert, zum anderen die Netzinfrastruktur (Strom, Gas, Fernwärme) für ein klimaneutrales Wien umgebaut.
Für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Wien bis 2040 gibt es bereits heute zahlreiche Alternativen zu fossilem Gas. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Fernwärme, die in den kommenden Jahren konsequent weiter ausgebaut und vollständig dekarbonisiert wird. Sie soll künftig 56 % der Wärmeversorgung Wiens abdecken und ausschließlich aus erneuerbaren Quellen wie Großwärmepumpen, Tiefengeothermie, Solarthermie, industrieller Abwärme und thermischer Abfallverwertung gespeist werden. Die Dekarbonisierung der Fernwärme erfolgt schrittweise: Bereits 2024 ging die leistungsstärkste Großwärmepumpe Europas in Simmering in Betrieb – ein Leuchtturmprojekt, das im Vollausbau bis zu 112.000 Haushalte mit Wärme versorgen kann, 2024 wurde mit der Bohrung für die erste Geothermieanlage in Wien begonnen.
Neben der leitungsgebundenen Fernwärme werden auch dezentrale Wärmepumpenlösungen zur klimaneutralen Wärmeversorgung beitragen. Besonders in Neubauten oder bei der Sanierung kleinerer Gebäude ermöglichen sie eine umweltfreundliche Versorgung mit Raumwärme und Warmwasser – etwa durch die Nutzung von Erdwärme, Luftwärme oder Grundwasser. Wo Fernwärmeanschlüsse technisch nicht möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll sind, stellen sie eine tragfähige Alternative dar.
In dicht bebauten Gebieten mit hohem Wärmebedarf eignet sich die gemeinschaftliche Versorgung über lokale Niedertemperatur-Nahwärmenetze, basierend auf lokal vorhandenen erneuerbaren Energiequellen.
Für bestimmte Anwendungen, etwa in der Industrie oder zur Abdeckung von Spitzenlasten in der Fernwärme, wird auch künftig sogenanntes „Grünes Gas“ benötigt – also klimaneutrales Biogas, synthetisches Methan oder grüner Wasserstoff. Dieses soll jedoch gezielt und nur dort eingesetzt werden, wo aus technischen Gründen keine Alternativen bestehen. Ein flächendeckender Ersatz von Erdgas durch Grünes Gas ist aufgrund begrenzter Verfügbarkeit weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll.
In Einzelfällen – insbesondere in weniger dicht bebauten Gebieten oder für spezifische Gebäudetypen – kann auch Biomasse als nachhaltige Wärmequelle dienen, allerdings nur begrenzt und unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien.
Bis 2040 soll die Fernwärme in Wien komplett klimaneutral sein. Dafür kommen vor allem Großwärmepumpen und Tiefengeothermie zum Einsatz und werden die tragenden Säulen der klimaneutralen Fernwärmeversorgung bilden. Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz (unter 10 Prozent). Etwa ein Drittel kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt aus industrieller Abwärme, Biomasse sowie Erd- und Umgebungswärme. Zukünftig sollen vor allem Großwärmepumpen und Tiefengeothermie die tragenden Säulen der klimaneutralen Wärmeversorgung bilden. Unterstützt wird der Umbau durch die stärkere Nutzung industrieller Abwärme, Power-to-Heat-Anlagen und Wärmespeicher. Auch die thermische Abfallverwertung bleibt Teil des Systems, wobei der biogene Anteil als erneuerbar gilt.
Der Anteil fossiler Kraftwerke wird hingegen stark reduziert: Während heute noch rund 52 % der Fernwärme durch erdgasbetriebene Anlagen erzeugt werden, soll dieser Anteil bis 2040 auf nur noch 13 % sinken. Diese verbleibenden Anlagen sollen ab den 2030er-Jahren zunehmend mit Grünem Gas, etwa Wasserstoff oder synthetischem Methan, betrieben werden – und so vollständig emissionsfrei arbeiten.
Die Tiefengeothermie liefert ganzjährig verfügbare, klimaneutrale Wärme aus mehreren Kilometern Tiefe und wird zu einem zentralen Element der Wiener Wärmewende.
Ziel von Wien Energie ist es, bis 2030 rund 125.000 Haushalte mit geothermisch erzeugter Fernwärme zu versorgen. Bereits ab 2030 soll bis zu 20 % der Fernwärme-Gesamterzeugung aus Geothermie stammen.
In einem Joint Venture mit der OMV sollen bis zu sieben Tiefengeothermie-Anlagen entstehen, die insgesamt bis zu 200.000 Haushalte versorgen können. Die erste Anlage in Aspern soll ab 2028 rund 20.000 Haushalte mit Fernwärme beliefern.
Großwärmepumpen nutzen Umgebungswärme oder industrielle Abwärme und wandeln diese mithilfe von Strom in nutzbare Fernwärme um. Damit sind sie besonders effizient und klimafreundlich – insbesondere in Kombination mit erneuerbarem Strom.
Gemeinsam mit der Geothermie sollen Großwärmepumpen bis 2040 rund 55 % der Fernwärmeerzeugung abdecken. Ergänzt durch Wärmespeicher und digitale Steuerungstechnologien leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit in einem dekarbonisierten Wärmesystem.
Der Wiener Wärmeplan 2040 ist das zentrale Steuerungsinstrument für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Stadt. Er zeigt auf, wie die Wärmeversorgung der Gebäude – insbesondere die Raumwärme und Warmwasserbereitung – bis zum Jahr 2040 vollständig auf erneuerbare Energiequellen umgestellt werden kann.
Für die Erstellung des Wärmeplans wurden der bestehende und erwartbare Wärmebedarf, die Potenziale erneuerbarer Energien sowie die vorhandene Infrastruktur analysiert. Auf dieser Grundlage wurde beurteilt, welche Gebiete künftig mit Fernwärme versorgt werden sollen und wo dezentrale erneuerbare Alternativen wie Wärmepumpen sinnvoll einsetzbar sind. Der Plan umfasst alle bebauten Gebiete Wiens und weist aus, welche klimaneutralen Heizformen sich in welchem Gebiet am besten eignen.
Besonders bei leitungsgebundenen Wärmeversorgungen wie Fern- und Nahwärme ist es wichtig, dass die Wärmebedarfsdichte hoch ist, um effizient Wärme bereitstellen zu können. In diesen Gebieten wurden Netzverfügbarkeit, Netzkapazität und die Menge an verfügbarer Fernwärme auf Basis der Dekarbonisierungsstudie betrachtet und ausgewiesen. Zusätzlich sollen Nahwärmenetze auf Basis lokaler Wärmequellen aufgebaut und in weniger dicht besiedelten Gebieten auf Wärmepumpen umgerüstet werden. Die Ausweisung des Gebiets "Lokale-Wärme-Gemeinsam" erfolgte auf Grundlage der Wärmebedarfs- und Bebauungsdichte seitens der Energieraumplanung der Stadt Wien.
Die Stadt wurde im Rahmen des Wärmeplans in verschiedene Gebietskategorien unterteilt:
Pioniergebiete sind ausgewählte Stadtteile in Wien, in denen Wien Energie gemeinsam mit den Wiener Netzen den Ausbau der Fernwärme aktiv und flächendeckend vorantreibt – auch ohne vorherige Anschlussverträge mit Kund*innen. Dieses Vorgehen markiert einen grundlegenden Strategiewechsel: Statt wie bisher auf ausreichende Nachfrage zu warten, investieren die Wiener Stadtwerke gezielt in die Infrastruktur und gehen damit finanziell in Vorleistung. Ziel ist es, den Umstieg von Gas auf klimaneutrale Fernwärme deutlich zu beschleunigen und gleichzeitig wichtige Erfahrungen für den großflächigen Umbau des Wiener Wärmesystems zu sammeln.
Konkret betrifft das aktuell vier Stadtteile:
In diesen Gebieten sollen über 1.800 Gebäude gezielt an die Fernwärme angeschlossen werden. Dabei nutzen Wien Energie und die Wiener Netze Synergien mit anderen Bauprojekten, etwa Straßensanierungen oder dem Glasfaserausbau, um effizient zu arbeiten. Die Fernwärmeleitungen werden bis in die Keller der Gebäude vorbereitet; für die Umstellung der Heiztechnik und etwaige thermische Sanierungen sind die Eigentümer*innen selbst verantwortlich.
Die Pioniergebiete sind Teil des Wiener Wärmeplans 2040 und gelten als Modellprojekte für die klimaneutrale Wärmeversorgung Wiens. Sie ermöglichen, technische, rechtliche und organisatorische Erkenntnisse für den künftigen Ausbau und die Netzerweiterung zu gewinnen. Das langfristige Ziel ist es, 600.000 Nutzungseinheiten bis 2040 aus der Gasversorgung zu bringen.
Durch die Pioniergebiete zeigen Wien Energie und die Wiener Netze, wie eine schnelle und effiziente Dekarbonisierung des Wärmesektors in einer Großstadt funktionieren kann.
Im Rahmen des Programms „Raus aus Gas“ bietet die Stadt Wien gezielte Unterstützung für Eigentümer*innen, Mieter*innen und Hausverwaltungen, die ihre Heizsysteme auf erneuerbare Alternativen umstellen möchten.
Im Mittelpunkt stehen dabei zwei zentrale Hebel: kostenlose Beratung und umfassende Förderungen für Sanierung und Heizungsumstellung.
Die Hauskunft, eine Servicestelle des wohnfonds_wien, ist die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Sanierung und Dekarbonisierung von Wohnhäusern. Sie bietet kostenlose, individuelle und firmenunabhängige Beratung – etwa zu Heizungstausch, Energiequellen, Förderungen und Genehmigungen. Auch Info-Veranstaltungen und mobile Anlaufstellen ("Raus aus Gas on Tour") bringen Beratung direkt in die Bezirke.
Darüber hinaus stellt die Stadt gemeinsam mit dem Bund ein umfassendes Förderpaket zur Verfügung:
Mit der Initiative „100 Projekte Raus aus Gas“ dokumentiert die Stadt Wien konkrete Umsetzungsbeispiele, bei denen der Umstieg von Gas auf alternative Heizsysteme bereits erfolgreich realisiert wurde – insbesondere in mehrgeschossigen Wohnbauten. Die Initiative zeigt, welche Lösungen auch in Gebäuden funktionieren können, die bislang nicht an die Fernwärme angeschlossen sind, und macht damit unterschiedliche Herangehensweisen und Rahmenbedingungen sichtbar.
Die Wiener Stadtwerke treiben über ihre Konzernunternehmen – insbesondere Wien Energie und die Wiener Netze – die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung aktiv voran und leisten damit einen entscheidenden Beitrag zur Klimaneutralität Wiens bis 2040. Im Mittelpunkt steht der schrittweise Umbau des Fernwärmesystems: Weg von fossilem Erdgas, hin zu erneuerbaren und klimaneutralen Wärmequellen.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Nutzung bislang ungenutzter Abwärmequellen. Wien Energie entwickelt dafür Projekte zur Verwertung von industrieller Abwärme, Abwasserwärme und Kühlwasser – etwa durch Großwärmepumpen an den Standorten Simmering und Spittelau oder durch die Nutzung der Restwärme aus der Therme Wien und dem Rechenzentrum der Klinik Floridsdorf. Ein Leuchtturmprojekt ist die 2024 in Betrieb genommene, leistungsstärkste Großwärmepumpe Europas, die Abwärme aus der Kläranlage in Simmering nutzt und ab 2027 bis zu 112.000 Haushalte mit klimafreundlicher Fernwärme versorgen kann. Damit steigt der Anteil erneuerbarer Fernwärme um bis zu 14 Prozent.
Neben der Abwärmenutzung setzt Wien Energie auf die Erschließung von Tiefengeothermie. Gemeinsam mit der OMV wird im Joint Venture „deeep“ die erste Geothermie-Anlage in Aspern errichtet, die ab 2028 rund 20.000 Haushalte versorgen soll. Langfristig könnten bis zu 200.000 Haushalte mit emissionsfreier Wärme aus sieben geplanten Geothermie-Anlagen beliefert werden.
Parallel dazu investieren die Wiener Netze, Österreichs größter Kombinetzbetreiberinnen, bis 2030 mehrere hundert Millionen Euro in den Ausbau und die Instandhaltung der Fernwärme-Infrastruktur. Allein das Fernwärmenetz wird um 400 Kilometer erweitert. Um den Wandel zu ermöglichen, bildet der Konzern auch gezielt Fachkräfte aus – zum Beispiel im neu geschaffenen Lehrberuf „Fernwärmetechnik“.
Insgesamt investiert Wien Energie in den kommenden fünf Jahren über eine Milliarde Euro in den Ausbau und die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf einem transparenten und attraktiven Angebot für Kundinnen und Kunden. Wien Energie ist dem Fernwärme-Kodex des Fachverbands Gas Wärme beigetreten und entwickelt passgenaue Angebote für die klimaneutrale Fernwärme der Zukunft.
Wo kein Anschluss an das Fernwärmenetz möglich ist, bietet Wien Energie individuelle und nachbarschaftliche Lösungen – etwa lokale Wärmenetze oder Heizsysteme auf Basis von Wärmepumpen und ermittelt passende Wärmeversorgungskonzepte . Alle Informationen zu Fernwärme-Angeboten, alternativen Wärmelösungen und die Möglichkeit zur Adressabfrage finden sich gesammelt auf der Plattform „Raus aus Gas“ von Wien Energie.
Für den erfolgreichen Umbau des Wiener Wärmesystems hin zu einer klimaneutralen Versorgung bis 2040 sind klare politische Rahmenbedingungen wesentlich. Damit Wien die Wärmewende schaffen kann, braucht es vor allem verlässliche gesetzliche Vorgaben, ausreichend finanzielle Mittel sowie effizientere und beschleunigte Genehmigungsverfahren.
Eine flächendeckende Sanierung des Altbaus wird die Grundvoraussetzung für die Umstellung auf ein zentrales Wärmesystem, wie Fernwärme oder Wärmepumpe sein. Neben dem bereits bestehenden Verbot von fossilen Heizsystemen im Neubau ist vor allem der umfassende Gebäudebestand eine Herausforderung. Auch dafür wird es Anforderungen an Gebäude benötigen, die mit Förderprogrammen zu Sanierung und dem Heizungsumstieg sozial abgefedert werden müssen.
Zentral ist dabei eine massive Investitionsoffensive in den Ausbau der Fernwärme. Für den raschen Ausbau bedarf es einer ausreichenden und gesicherten Dotierung der Betrieblichen Umweltförderung im Inland (UFI) für den Fernwärmeausbau. Die Nah- und Fernwärmenetze müssen ausgebaut und verdichtet werden, wobei doppelte Gas-/Fernwärmeinfrastrukturen zu vermeiden sind.
Auch für den Ausbau von Geothermie und Großwärmepumpen sind politische Weichenstellungen notwendig. Dazu gehören technologiespezifische Förderprogramme, die Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, etwa durch die Novellierung des Mineralrohstoffgesetzes um das volle Potenzial der Geothermie auszuschöpfen. Ohne diese Anpassungen wird die Nutzung dieser erneuerbaren Wärmequellen erschwert.
Ein weiterer zentraler Aspekt betrifft den künftigen Einsatz von Grünem Gas. Dieses soll in Bereichen verwendet werden, in denen keine realistischen Alternativen bestehen – etwa in bestimmten industriellen Prozessen oder bei hocheffizienten KWK-Anlagen. Hier braucht es verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen, damit Grünes Gas zielgerichtet und strategisch sinnvoll eingesetzt werden kann.
Die Wärmewende in Wien – insbesondere der Ausstieg aus Gas – ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040. Dabei bestehen mehrere zentrale Herausforderungen:
Der Ausbau der Fernwärme ist mit umfassenden baulichen Maßnahmen verbunden. Damit Netze sinnvoll verdichtet und erweitert werden können, braucht es eine enge Abstimmung mit der Stadtplanung und bestehenden Infrastrukturen wie Wasser, Kanal und Strom. Die Herausforderung liegt vor allem in der Koordination und gleichzeitigen Umsetzung mehrerer Bauprojekte im dicht besiedelten urbanen Raum. Zudem sind langwierige Genehmigungsverfahren und fehlende Planungssicherheit häufig ein Hemmschuh – hier braucht es klare gesetzliche Vorgaben, vereinfachte Verfahren und mehr Ressourcen auf Verwaltungsseite.
Ein sozial gerechter Wandel ist essenziell – denn der Umstieg von Gasheizungen auf klimaneutrale Alternativen wie Fernwärme oder Wärmepumpen muss für alle leistbar sein. Gerade für private Haushalte, insbesondere Mieter*innen oder Eigentümergemeinschaften mit geringen finanziellen Spielräumen, stellt die Finanzierung der Umstellung (inklusive möglicher thermischer Sanierung) eine große Herausforderung dar. Gezielte Förderprogramme, abgestimmt auf unterschiedliche Einkommensgruppen und Gebäudetypen, sind daher unerlässlich.
Nicht alle klimafreundlichen Technologien sind in Wien flächendeckend verfügbar. Geothermie und Großwärmepumpen bieten großes Potenzial, sind aber technologisch und rechtlich noch nicht ausreichend erschlossen. Es braucht gezielte Forschungsförderungen, vereinfachte Genehmigungsverfahren und Anreize zur Weiterentwicklung dieser Technologien. Auch der Zugang zu geeigneten Standorten – etwa für Tiefengeothermie – muss langfristig gesichert und infrastrukturell vorbereitet werden.
Der Großteil der Wiener*innen lebt in Mietwohnungen. Das bedeutet: Heizsystemumstellungen können nur erfolgen, wenn Mieter*innen zustimmen und Eigentümer*innen investieren. Rechtlich ist ein Eingriff ohne Zustimmung der Nutzer*innen aktuell nicht möglich, was die Umsetzung erheblich verzögert und unwirtschaftlich macht – insbesondere in Gebäuden mit vielen Parteien und dezentralen Heizsystemen. Hier braucht es rechtliche Klarstellungen und Anreize, um Sanierung und Umstellung in Mehrparteienhäusern deutlich zu beschleunigen.
Die Umstellung von hunderttausenden Heizsystemen erfordert eine große Zahl qualifizierter Fachkräfte im Bereich Haustechnik, Energieplanung und Bau. Aktuell fehlen jedoch vielerorts diese Kapazitäten, weshalb gezielte Ausbildungs- und Umschulungsprogramme notwendig sind, um die Wärmewende praktisch umsetzen zu können.
Gasnetzstilllegungspläne sind strategische Instrumente, die Gasverteilernetzbetreiber gemäß der neuen EU-Gasmarktrichtlinie (2024/1788) verpflichtend erstellen müssen, sobald ein Rückgang der Nachfrage nach Gas absehbar ist. Ziel dieser Pläne ist es, jene Teile der Gasinfrastruktur, die perspektivisch nicht mehr benötigt werden, kontrolliert, koordiniert und im Einklang mit der Energiewende stillzulegen.
Die Umsetzung dieser Vorgabe – insbesondere Artikel 57 – wird derzeit auch in Österreich intensiv diskutiert, insbesondere hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung im nationalen Rechtsrahmen.
Der Gasverbrauch in Wien ist in den letzten Jahren deutlich gesunken – durch mildere Winter, Energiesparen und den Umstieg auf Fernwärme oder Wärmepumpen. 2023 wurden rund 10.000 Gasanschlüsse abgemeldet.
Trotzdem muss das Gasnetz weiterhin betrieben und gewartet werden – auch in Gebieten mit erheblichem Fernwärme-Anteil. Das verursacht hohe Kosten für eine zunehmend unnötige Infrastruktur.
Das heißt auch; je weniger Haushalte das Netz nutzen, desto höher werden die Netzentgelte für die verbleibenden – ein Risiko, besonders für einkommensschwache Haushalte.
Eine strukturierte Stilllegung in gut versorgten Zonen schafft Planungssicherheit, fördert Investitionen in klimafreundliche Alternativen und schützt Verbraucher*innen vor unkontrollierbaren Kostensteigerungen.