Die Studie „Der volkswirtschaftliche Wert der Stromverteilnetze auf dem Weg zur Klimaneutralität in Österreich“ wurde von „Frontier Economics“ und dem „Austrian Institute of Technology“ verfasst und von Österreichs Energie in Auftrag gegeben.
Die gesamte Stromnachfrage von Österreich soll laut Bundesregierung bis zum Jahr 2030 zu 100% mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Damit die Stromwende gelingt, benötigt es laut Studie umfangreiche Entwicklungen entlang der charakterisierten „drei D“: Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung. Eine Schlüsselfunktion übernehmen dafür die Stromverteilernetze. Deren Betreiber (Distribution system operators „DSOs“) stehen gemäß Studie in der Verantwortung einen sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb zu garantieren.
Durch den massiven Ausbau an Wind- und Photovoltaikanlagen, den Anstieg an Wärmepumpen für die Wärmewende und Elektrofahrzeugen für die Mobilitätswende, sowie die Dekarbonisierung der Industrie steigen die Herausforderungen für die DSOs. Eine Chance sieht die Studie in digitalen Kommunikationstechniken, womit Erzeugungseinheiten und Verbraucher*innen gezielt angesprochen werden und es zu einer intelligenten Steuerung kommt. Eine weitere zentrale Maßnahme ist laut Studie die Verstärkung und der weitere Ausbau der Versorgungsnetze.
Um die gesteigerten Anforderungen an die Stromversorgung zu erfüllen, benötigt es laut Studie umfangreiche Investitionen. Die Studie zeigt anhand einer detaillierten Modellierung der Mittel- und Niederspannungsebene mit realen Netzdaten wie hoch die finanziellen Mittel für den Neubau und die Modernisierung sein müssten. Der benötigte Investitionsbedarf wird dabei bis 2030 mit 15,2 Milliarden Euro und bis 2040 mit 30,3 Milliarden Euro berechnet.
Werden diese Investitionen verfehlt, drohen hohe volkswirtschaftliche Kosten. Die Studie veranschaulicht mit dem Aufzeigen von drei Varianten, dass die Unterdimensionierung der Netze im Jahr 2030 86 bis 247 Millionen Euro ausmachen würden. Im Jahr 2040 belaufen sich diese bereits auf 637 Millionen bis 1,9 Milliarden Euro. Den größten Einfluss (mit durchschnittlich 98 bis 99 %) auf die Kosten hätten gemäß Studie geförderte Ökostromanlagen, welche den erzeugten Strom aufgrund der Netzüberlastung nicht einspeisen könnten.
Im Vergleich zwischen einer möglichen Über- oder Unterdimensionierung sieht die Studie deutlich höhere Kosten bei einer anfallenden Unterdimensionierung des Stromnetzes. Demnach sollte ein zu geringer Ausbau besonders im Interesse der Endverbraucher*innen vermieden werden. Die Studie empfiehlt dafür „vorhandene Regulierungsparameter expliziter zur Erfassung von höheren Kosten im Zusammenhang mit der Zielsetzung der Klimaneutralität umzubauen. Der Betriebskostenfaktor könnte dabei zu einem "Energiewende"- bzw. "Klimaneutralität"-Faktor weiterentwickelt werden.“