Sprechen wir über Schienengüterverkehr

Der Schienengüterverkehr ist essenziell für ein effizientes und umweltfreundliches Verkehrssystem in Europa. Wie können wir den Eisenbahnsektor optimieren und den Schienengüterverkehr wettbewerbsfähiger machen?

Wichtige Zahlen auf einen Blick

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weniger CO₂ verursacht der Schienengüterverkehr im Vergleich zum Straßengüterverkehr

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weniger Energieverbrauch hat die Bahn im Vergleich zum Lkw-Transport

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mehr Schienengüterverkehr bis 2050 (Basisjahr 2015)

Hintergrundinfos

Ein konsequenter „Shift to Rail“ ist essenziell für eine klimafreundliche Mobilität und zur Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor. Leider beobachten wir, dass trotz des steigenden Transportaufkommens in Europa, der Schienenanteil am Gesamtgüterverkehr sinkt, von 13,1 % in 2015 auf 11,9 % in 2022. Ohne eine Trendumkehr wird das Ziel des EU-Green Deals, den Schienengüterverkehr bis 2030 um 50 % zu erhöhen und bis 2050 zu verdoppeln, nicht erreichbar sein.

Dank geringerer Umweltkosten und hoher Sicherheit könnte der Schienengüterverkehr eine konkurrenzfähige Alternative zum Straßengüterverkehr bieten. Die EU fördert daher gezielt den Ausbau der Schieneninfrastruktur, die technische Interoperabilität und die Optimierung des Eisenbahnsektors, um den Schienengüterverkehr wettbewerbsfähiger zu machen.

Der Ausbau der Schieneninfrastruktur verbessert die Mobilität und sorgt für kürzere Fahrzeiten, insbesondere auf stark frequentierten Strecken. Durch eine bessere Anbindung an den europäischen Bahnverkehr wird Wien als internationaler Verkehrsknoten gestärkt. Gleichzeitig reduziert der Schienenausbau den Straßenverkehr, entlastet Städte von Staus und senkt Emissionen. Wirtschaftlich profitieren Bau- und Infrastrukturunternehmen, während bessere Bahnverbindungen den Standort attraktiver für Unternehmen und Arbeitnehmer*innen machen. Zudem fördert die Investition in die Schiene den Klimaschutz, indem sie den CO₂-Ausstoß reduziert und eine umweltfreundliche Alternative zum Auto und Flugzeug bietet. Der Ausbau bringt insgesamt also nicht nur Vorteile für den Güterverkehr, sondern auch für den Personenverkehr. 

Die Wiener Lokalbahnen Cargo (WLC) transportiert Güter umweltfreundlich auf der Schiene: Dabei bilden Österreich, Deutschland und Tschechien das Kernnetz mit Eigentraktion und darüber hinaus bestehen Kooperationen in ganz Europa, womit ein umfassendes Leistungsspektrum gewährleistet wird.

Insgesamt verfügt die WLC über einen Fuhrpark von 28 Lokomotiven, davon drei Verschublokomotiven mit Diesel sowie 245 Containertragwagen. Im Jahr 2023 transportierte die WLC über 4 Mio. Tonnen Güter auf der Schiene.

Darüber hinaus wandeln Lokomotiven der WLC die Bremsenergie um und speisen diese in die Fahrleitung zurück. Ein Vorzeigemodell für den nachhaltigen Schienengüterverkehr.

Forderungen

Um die Klimaziele der EU zu erreichen und den Verkehrssektor zu dekarbonisieren, muss der Gütertransport von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Herausforderungen bestehen aber in der gemeinsamen Nutzung der Infrastruktur mit dem Personenverkehr, mangelnder Interoperabilität und struktureller Benachteiligung im Vergleich zur Straße.

Ein schneller Schienenausbau ist entscheidend, um mehr Güter auf die Bahn zu verlagern. Einheitliche Standards für kombinierte Transporte und mehr öffentliche Ladegleise verbessern die Kompatibilität und den Zugang. Der Ausbau des TEN-T-Netzes muss vorangetrieben, Korridorsperren besser koordiniert und finanzielle Ausgleiche für betroffene Bahnunternehmen geschaffen werden (zum Beispiel durch Entfall von Trassenentgelten für Umleitungsstrecken). Gleichzeitig ist eine faire Kapazitätsverteilung notwendig, um die Qualität und Verlässlichkeit des Schienengüterverkehrs zu sichern.

Die Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle für Effizienz, sowie Wettbewerbsfähigkeit und trägt zur Modernisierung des Schienengüterverkehrs bei. Zentrale Elemente dieser Entwicklung sind das Europäische Zugsicherungssystem (ETCS), das den grenzüberschreitenden Schienenverkehr in Europa erleichtert. Es ersetzt nationale Systeme durch ein einheitliches, digitales System, das die Kommunikation zwischen Zug und Streckenausrüstung optimiert. Dies erhöht die Sicherheit, Effizienz und Interoperabilität im europäischen Schienennetz. Digitale Buchungsplattformen ermöglichen Eisenbahnverkehrsunternehmen die effiziente Planung und Buchung von Trassen. Die digitale automatische Kupplung (DAK) ersetzt die bislang manuell bedienten Schraubenkupplungen und automatisiert den Kuppelvorgang, wodurch Betriebsprozesse beschleunigt und die Effizienz im Güterverkehr erheblich gesteigert werden. Diese Technologien und Regelungen tragen gemeinsam dazu bei, den Schienengüterverkehr effizienter, sicherer und wettbewerbsfähiger zu gestalten.

Um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, müssen externe Kosten des Straßengüterverkehrs (CO₂-Emissionen, Straßenverschleiß, Luftverschmutzung) ausreichend in die Bepreisung einfließen. Zudem sollte der Strompreis für die Bahn gesenkt und Diesel-Subventionen für LKW schrittweise abgebaut werden. Maßnahmen, die den bestehenden Wettbewerbsvorteil des Straßengüterverkehrs weiter ausbauen, sollten vermieden werden. Dazu gehört beispielsweise die auf europäischer Ebene derzeit diskutierte Zulassung von schwereren und längeren LKW. Hierbei sollte die Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts auf das zusätzliche Gewicht alternativer Antriebe beschränkt werden.

Der Schienenverkehr braucht gezielte Investitionen. Neben einer Aufstockung des CEF-Transport-Budgets sind Förderungen für moderne Lokomotiven, neue Gleisanschlüsse und die ETCS-Umrüstung nötig. Betriebsförderungen müssen laufende Kosten decken, um den Schienengüterverkehr wettbewerbsfähig zu halten. Für staatliche Beihilfen sollten bei der Überarbeitung der Eisenbahnleitlinien die Wertgrenzen für förderfähige Kosten auf das Doppelte angehoben werden.