Österreichs Schienenverkehr spielt eine wesentliche Rolle für die Mobilität, den Klimaschutz und die Wirtschaft. Verschiedene Bahntypen sind für den Öffentlichen Verkehr, den Tourismus und den Gütertransport von großer Bedeutung. Aber worin unterscheiden sie sich?
Das Eisenbahngesetz 1957 (EisbG 1957) bildet die wesentliche Grundlage zur Regelung des Eisenbahnverkehrs in Österreich und definiert verschiedene Arten von Eisenbahnen. Diese werden in Österreich entweder von den ÖBB oder von Privatbahnen betrieben. Privatbahnen sind eigenständige Bahnbetreiber im Personen- und Güterverkehr, wie zum Beispiel die WLB. Nebenbahnen sind für den öffentlichen Verkehr bestimmte Schienenbahnen, sofern diese nicht Hauptbahnen oder Straßenbahnen sind.
Mit der Badner Bahn betreibt die WLB einen sog. „Vorortverkehr“, der gem. EisbG 1957 als „Verkehr, der den Verkehrsbedarf eines Stadtgebietes oder eines Ballungsraumes sowie den Verkehrsbedarf zwischen einem Stadtgebiet oder Ballungsraum und dem Umland deckt“, definiert ist. Die WLB ist auf diese Form des Stadt-Umlandverkehrs spezialisiert.
Der Ausbau der Schiene reduziert CO₂-Emissionen und entlastet Straßen. Zudem bietet die Bahn Arbeitsplätze, fördert den Tourismus und ermöglicht flexible Transportlösungen. Private Bahngesellschaften ergänzen das ÖBB-Angebot und reagieren flexibel auf regionale Bedürfnisse. Insgesamt trägt die Bahn maßgeblich zu einer nachhaltigen und wirtschaftlich erfolgreichen Mobilität in Österreich bei.
Betreiber von Haupt- und Nebenbahnen, welche im Österreichischen Bundesbahngesetz nicht als Eisenbahnunternehmen angeführt sind, werden in Österreich als Privatbahnen bezeichnet. Die Bezeichnung “Privatbahn” wird vor allem zur Abgrenzung von der Staatsbahn ÖBB genutzt. Auch Bahnen, die als Eigenbetriebe in öffentlich-rechtlicher Form existieren, werden als Privatbahn bezeichnet. Diese regionalen Infrastrukturbetreiber leisten vor allem im ländlichen Raum einen wichtigen Beitrag zur Daseinsvorsorge.
Zur WLB-Gruppe gehören neben den Wiener Lokalbahnen (WLB) auch die beiden Tochterunternehmen Wiener Lokalbahnen Cargo (WLC) sowie die Wiener Lokalbahnen Verkehrsdienste (WLV). Die WLB betreibt die Badner Bahn und mehrere Buslinien in Wien. Darüber hinaus führt die WLB auch Spezialtransporte auf der Schiene durch, die sich in zwei Segmente teilen. So werden Personenzüge auf externer Infrastruktur im gesamten Bundesgebiet Österreich angeboten, wobei die Palette der WLB vom nostalgischen Dampfzug auf der Nebenbahn bis zu Fahrten im benachbarten Ausland, wie Italien und Tschechien reicht. Überdies werden Überführungen von Neubaufahrzeugen, wie beispielsweise U-Bahnen, Baumaschinen oder von Lokomotiven zwischen Werkstattstandorten durchgeführt. Außerdem wickelt die WLB über das Tochterunternehmen WLC europaweite Schienen-Gütertransporte ab und bringt mit der WLV Menschen mit eingeschränkter Mobilität in rollstuhlgerechten Kleinbussen an ihr Ziel.
Seit über 130 Jahren verbindet die Badner Bahn als meistgenutzte Regionalbahn Österreichs die Stadtzentren von Wien und Baden im 15 Minuten Takt. Die insgesamt rund 30 Kilometer lange Betriebslänge der Badner Bahn (davon 24,651 km im Eigenbetrieb durch WLB) erschließt als eine der wichtigsten Pendler*innen-Verbindungen den Südraum von Wien (Wien Oper nach Baden Josefsplatz). Für rund 43.000 Fahrgäste pro Tag ist die Badner Bahn Wegbegleiterin am Arbeitsweg, in die Schule oder bei Ausflügen. Dabei verkehrt sie von Montag bis Samstag zwischen Wien Oper und Wiener Neudorf bereits im 7 ½-Minutentakt. Weitere Taktverdichtungen sind optional im zwischen der WLB (als Betreiberin) und dem Verkehrsverbund Ost-Region GmbH (VOR) (als Auftraggeberin) abgeschlossenen Verkehrsdienstevertrag (VDV) vorgesehen und von der Finanzierung der Auftraggeber abhängig. Ein wichtiger Schritt in Richtung Angebotsausweitung erfolgte mit dem Start des Nachtverkehrs der Badner Bahn. Seit Dezember 2023 fährt die Badner Bahn von Wien Oper nach Wiener Neudorf vor Feiertagen sowie in den Nächten Fr/Sa und Sa/So im 30-Minuten Takt.
Die Betriebsstrecke der Badner Bahn im Eigenbetrieb der WLB verläuft zweigleisig und elektrifiziert über 24,651km zwischen Wien Meidling und Baden Josefsplatz. Die SCHIG (Schieneninfrastruktur-Dienstleistungs-gesellschaft GmbH) agiert als Zuweisungsstelle, bei ihr können Zugangsberechtigte einen Antrag auf Zuweisung von Fahrwegkapazität stellen.
In den Schienennetznutzungsbedingungen (SNNB) der WLB sind wichtige administrative, technische und finanzielle Informationen zur Nutzung des Schienennetzes der WLB sowie zu deren Serviceeinrichtungen enthalten. Die WLB ist gem. eines Durchführungsbeschlusses der Europäischen Kommission iSd. Art. 2 Abs 4 der EL 2012/34/EU vom 6. Teil des EisbG (Regulierung des Schienenverkehrsmarktes) mangels strategischer Bedeutung der Strecke Wien Schedifkaplatz-Baden Josefsplatz ausgenommen.
Im Wiener Stadtgebiet bis zur Wien Oper fährt die Badner Bahn gegen eine Benützungsgebühr auf der Infrastruktur der WIENER LINIEN.
Ein einziger Fahrgast der Badner Bahn spart auf der Strecke von Baden nach Wien mit dieser Nutzung gegenüber der Verwendung des Autos durchschnittlich 1.620 kg CO2-Ausstoß oder umgerechnet rund 600 Liter Diesel pro Jahr ein.
Ein guter und niedrigschwelliger öffentlicher Verkehr ist in der Regel nicht kostendeckend und wird daher durch öffentliche Gelder mitfinanziert. Die rechtliche Grundlage für die Auftragsvergabe im öffentlichen Personenverkehr für Schiene & Straße bildet die „Public Service Obligation“-Verordnung (EG) Nr. 1370/2007 (PSO-VO). Die PSO-VO regelt, wie ÖV auf der Schiene und Straße organisiert, vergeben und finanziert werden darf. Die Verordnung räumt den Mitgliedsstaaten die Wahlfreiheit zwischen Direktvergabe und Ausschreibung ein.
Die WLB wurde vom Auftraggeber Verkehrsverbund Ostregion (VOR) gem. PSO-VO über einen direkt vergebenen VDV für 15 Jahre mit dem Betrieb der Badner Bahn beauftragt. Der Auftraggeber VOR leistet Ausgleichszahlungen an das mit dem gemeinwirtschaftlichen Verkehr beauftragte Bahnunternehmen (mit einer Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund im Hintergrund).
Vor allem in Krisenzeiten braucht es Stabilität und Rechtssicherheit, um die Versorgung der gesamten europäischen Bevölkerung mit leistbaren und qualitativ hochwertigen Verkehrsdienstleistungen sicherstellen zu können.
Allgemein regelt ein VDV, wer den öffentlichen Bahnverkehr (gemeinwirtschaftliche Leistung) bestellt, bezahlt und welche Leistungen dafür erbracht werden müssen. Im Fall der Badner Bahn wurde dieser Vertrag zwischen der WLB (als Betreiberin) und dem Verkehrsverbund Ost-Region GmbH (VOR) (als Auftraggeberin) abgeschlossen.
Der Vertrag stellt sicher, dass die Badner Bahn zuverlässig zwischen Wien Oper und Baden Josefsplatz verkehrt. Das Grundangebot wird vom Bund mitfinanziert, das ausgebaute Angebot wie zum Beispiel dichtere Takte, wird von den Bundesländern bestellt.
Die Finanzierung der Eisenbahninfrastruktur von Privatbahnen erfolgt über sogenannte mittelfristige Investitions- und Erhaltungsprogramme (MIP), für die der Bund unter bestimmten Voraussetzungen auf Basis mehrjähriger Pläne Finanzierungsbeiträge gewähren kann. Diese Beiträge sind daran geknüpft, dass andere Gebietskörperschaften oder beteiligte Rechtsträger – wie im Fall der Badner Bahn die Stadt Wien und das Land Niederösterreich – mindestens gleich hohe Mittel wie der Bund bereitstellen. In der Praxis der WLB übernehmen der Bund 50 % und Wien sowie Niederösterreich jeweils 25 % der Finanzierungen.
Im Gegensatz zur WLB, die mit ihrem Kerngeschäft Personen befördert, ist die Wiener Lokalbahnen Cargo (WLC), gegründet im Jahr 2007, ein international tätiges Eisenbahnverkehrsunternehmen, das Gütertransporte quer durch Europa organisiert. Mit einem weitreichenden Netzwerk bietet die WLC maßgeschneiderte Logistiklösungen von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer und von der Ostsee bis zum Mittelmeer. Heute zählt die WLC zu den führenden und innovativsten Eisenbahnverkehrsunternehmen im Schienengüterverkehr in Österreich.
Der Schwerpunkt liegt mit rund 75 % im kombinierten Ladungsverkehr, während 25 % auf den Wagenladungsverkehr entfallen, darunter der Transport von z.B. Chemikalien, Mineralölprodukten, Getreide, Holz und Schüttgüter. Mit Flexibilität und Kundennähe bietet die WLC unter dem Motto „Excellence in Transport“ täglich zuverlässige und effiziente Lösungen auf Europas Schienen. Mit der Zentrale im Wiener Hafen und Niederlassungen in Deutschland sowie Tschechien verfügen die WLC über optimale Ausgangspositionen für europaweite Transporte.
Für eine zukunftsfähige Mobilitätswende braucht es stabile Finanzierungsmodelle, rechtliche Planungssicherheit und langfristig angelegte Investitionsprogramme. Nur so lässt sich der öffentliche Verkehr gezielt ausbauen und die notwendige Verkehrsverlagerung vom Auto auf Bahn und Bus nachhaltig umsetzen.
Die Mehrjahres-Investitionsprogramme (MIPs) bilden das finanzielle Fundament für die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in Wien und Niederösterreich. Aktuell werden sie für jeweils fünf Jahre abgeschlossen. Um jedoch eine zukunftsfähige Planung zu ermöglichen und dem steigenden Bedarf – insbesondere auch für Pendler*innen – gerecht zu werden, ist es essenziell, dass das 10. MIP (2026–2030) ausreichend finanziell ausgestattet wird. Zusätzlich wird vorgeschlagen, das bestehende starre Fünfjahresmodell in ein rollierendes System – nach dem Vorbild des ÖBB-Rahmenplans – zu überführen. Dies würde die Planbarkeit deutlich erhöhen und die Umsetzung langfristiger Vorhaben erleichtern.
Eine klimafreundliche Verkehrswende gelingt nur mit einer deutlichen Verlagerung hin zu den nachhaltigsten Verkehrsträgern – allen voran dem öffentlichen Verkehr. Dazu braucht es ein attraktives Angebot, das nicht nur auf bestehende Nachfrage reagiert, sondern diese auch gezielt erzeugt. Wesentliche Maßnahmen sind der gezielte Kapazitätsausbau und die Angebotsentwicklung, der Einsatz verfügbarer politischer Instrumente (inklusive der Direktvergabe) sowie die Fähigkeit, flexibel auf Krisen und unvorhersehbare Nachfrageschwankungen zu reagieren.
Besonders wichtig ist es, dass der im Sinne der PSO-Verordnung bestehende Handlungsspielraum auch künftig erhalten bleibt. Nur wenn das Instrument der Direktvergabe rechtlich gleichwertig neben dem Wettbewerb bestehen kann, lassen sich maßgeschneiderte, resiliente und schnell umsetzbare Lösungen im öffentlichen Verkehr umsetzen – und damit die Mobilitätswende aktiv vorantreiben.