Gasnetzentgelte 2026: Transit-Ende und Mengenrückgang treiben Entgelte

Ines Koubek
13.11.2025

Ab dem Jahr 2026 werden die Netzentgelte für Gas in ganz Österreich deutlich steigen. Laut aktuellem Begutachtungsentwurf der Systemnutzungsentgelte-Verordnung 2026 steigen sie im Schnitt um rund 18 Prozent. Der Grund dafür liegt vor allem im Wegfall der Einnahmen aus dem internationalen Gastransit durch Österreich sowie im kontinuierlichen Rückgang des Gasverbrauchs.

Warum steigen die Gas-Netzentgelte überhaupt?

Ein wesentlicher Grund für die steigenden Netzentgelte ist der Wegfall der Einnahmen aus dem internationalen Gastransit durch Österreich. Seit dem Stopp russischer Gaslieferungen im Zuge der EU-Sanktionen fehlen dem System zentrale Erlöse, die bisher einen erheblichen Teil der Fixkosten des Gasnetzes auf Übertragungsebene mitgetragen haben. Diese Einnahmen, die durch die Durchleitung großer Gasmengen über die Ost-West-Achse erzielt wurden, konnten nicht ersetzt werden – die Finanzierungslast verschiebt sich nun auf die verbleibenden Netznutzer*innen in Österreich. Außerdem geht der Gasverbrauch in den letzten Jahren konstant zurück, da immer mehr Haushalte auf klimafreundliche Wärmeversorgung umsteigen.

Netzentgelte dienen der Finanzierung von Betrieb, Instandhaltung und Ausbau der Infrastruktur. Diese Infrastruktur verursacht Fixkosten, die weitgehend unabhängig davon sind, wie viele Kund*innen sie nutzen und wie viel Gas durch sie fließt. Gleichzeitig sinkt der Gasverbrauch kontinuierlich. Ein Rückgang, der auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist: Die Winter werden milder, die Menschen gehen sparsamer mit Energie um und immer mehr Haushalte steigen auf alternative nicht-fossile Heizsysteme um.

Der Wegfall der Erlöse aus dem Gastransit trifft das System zusätzlich hart. Die Folge: Die verbleibenden Netzkosten müssen auf weniger Kund*innen aufgeteilt werden.

Wenn keine strukturellen Maßnahmen gesetzt werden, wird sich dieser Effekt noch weiter verstärken: die Fixkosten für das Netz verteilen sich auf immer weniger verbleibende Zählpunkte – für die Haushalte wird es somit immer teurer. Um einen fortschreitenden und unkontrollierten Entgeltanstieg zu verhindern, ist eine strukturierte Stilllegung von Teilen des Gasnetzes dringend notwendig. Nur so kann langfristig Leistbarkeit gesichert werden.

Was heißt das für die Zukunft der Gasinfrastruktur?

Im Übertragungsnetz werden bereits Weichen gestellt, um einzelne Leitungsstränge für Wasserstoff umzuwidmen, auch in Teilen des Verteilnetzes werden klimaneutrale Gase beispielsweise für die Industrie oder Kraftwerke benötigt, für die eine Aufrechterhaltung der Infrastruktur notwendig ist. Für andere Teile des Netzes wird es jedoch notwendig sein, über Stilllegungen nachzudenken, um ineffiziente Doppelinfrastruktur zu vermeiden.

Im Rahmen der geplanten österreichischen Umsetzung der EU-Gasbinnenmarktrichtlinie im Bundes-Gaswirtschaftsgesetz (dann: Gas-Wasserstoff-Gesetz) muss die Stilllegung von Teilen des Gasnetzes ermöglicht werden. Das österreichische Gaswirtschaftsgesetz (GWG) verpflichtet Netzbetreiber derzeit noch dazu, jedem Haushalt einen Anschluss an das Gasnetz zu ermöglichen, nur im Neubau sind neue Gasheizungen gemäß dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) verboten.
Voraussetzung für die künftige Stilllegung sind entsprechende Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel verfügbare Alternativen und entsprechende Übergangsfristen. Die bei der Landesenergiereferent*innen-Konferenz erzielte Einigung aller Bundesländer im Mai 2024 in Wien zeigt deutlich: Der Wille zur schrittweisen Stilllegung ist da – nun müssen gesetzliche Grundlagen geschaffen werden, um diesen Prozess fair und planbar zu gestalten.

Was tut Wien, um den Ausstieg aus fossilem Gas zu unterstützen?

Im Rahmen des Programms „Raus aus Gas“ unterstützt die Stadt Wien aktiv den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme. Pro Jahr lassen rund 10.000 Haushalte ihren Gasanschluss stilllegen. Zwischen 2022 und Ende 2024 ist die Zahl der gasversorgten Gebäude um etwa 3.900 gesunken. Im Sinne der Klimastrategie der Stadt Wien ist diese Entwicklung zu begrüßen, bringt aber in der Übergangsphase strukturelle Herausforderungen mit sich, insbesondere für die Finanzierung der bestehenden Netzinfrastruktur.

Das System muss zukunftsfit gemacht werden

Der Wegfall der Transit-Einnahmen ist nicht nur ein Ergebnis der strukturellen Umbrüche im europäischen Energiesystem, sondern auch ein klarer Treiber für die steigenden Gasnetzentgelte. Gleichzeitig geht der Gasverbrauch kontinuierlich zurück. Es gilt, die Übergangsphase der Energiewende aktiv zu gestalten - sozial ausgewogen, rechtlich abgesichert und mit klaren politischen Rahmenbedingungen für den infrastrukturellen Wandel. Ein modernes GWG, das auch die Möglichkeit zur Stilllegung von Teilen des Gasnetzes vorsieht, ist ein zentraler Hebel, um langfristige Infrastrukturkosten zu begrenzen und die Energieversorgung leistbar zu gestalten.

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Ines Koubek

Public Affairs Expertin Energie I Stv. Leitung