Circular Monday: Kreislaufwirtschaft als Chance für Wien und die Wiener Stadtwerke-Gruppe

Caroline Roithner
24.11.2025

Am 24. November lenkt der Circular Monday weltweit die Aufmerksamkeit auf die Kreislaufwirtschaft. Ein Aktionstag, der die Bedeutung einer nachhaltigen Konsum- und Wirtschaftsweise hervorhebt und damit bewusst einen Gegenpol zum Black Friday darstellen soll. Im Zentrum dieses Tages stehen Maßnahmen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft. Reparieren, Sharing und Tauschen sind einfache, alltagsnahe Handlungen, die zeigen, wie jede*r einen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten kann. Für Wien und die Wiener Stadtwerke-Gruppe ist der Circular Monday ein idealer Anlass, Umgesetztes sichtbar zu machen und zu zeigen, welchen Hebel Kreislaufwirtschaft für die Erreichung der Wiener Stadtwerke-Gruppe Vision 2040 darstellt.

Wien setzt auf Kreislaufwirtschaft – Milliardenpotenzial für Stadt und Wirtschaft

Die Stadt Wien setzt seit Jahren stark auf Kreislaufwirtschaft: Produkte sollen länger genutzt, Abfälle vermieden und Rohstoffe im Kreislauf gehalten werden. Wie groß das damit verbundene Potenzial ist, zeigen Schätzungen in dem Vienna Green Economy Report (2024):

  • 3,5 Milliarden Euro Wertschöpfungspotenzial durch Kreislaufwirtschaft
  • 288.000 Tonnen CO₂-Äquivalente Einsparung jährlich durch die potenzielle Kreislaufführung von 45% der Bau- und Abbruchabfällen bei 3,1 Mio. Tonnen Baumaterialien in Wien

In der Wiener Wirtschaft nimmt Kreislaufwirtschaft bereits einen sichtbaren Platz ein: So arbeiten in Wien rund 3.400 Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft – mit 34.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 13,5 Milliarden Euro.

Mit der neuen Kreislaufwirtschaftsstrategie „Zirkuläres Wien“ (2025) hat die Stadt Wien erstmals einen umfassenden Rahmen geschaffen, in dem Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft in den kommenden Jahren weiter gestärkt werden sollen. Anhand von 33 Hebeln möchte die Stadt Wien die zirkuläre Transformation vorantreiben und verfolgt dabei das Ziel, Leben und Wirtschaften in Wien langfristig deutlich ressourcenschonender zu gestalten.

Zirkuläre Initiativen und Ideen der Wiener Stadtwerke-Gruppe

Auch die Konzernunternehmen der Wiener Stadtwerke-Gruppe tragen mit ihren Initiativen und Ideen dazu bei, Kreislaufwirtschaft in Wien voranzubringen – von dem stofflichen Recycling von Dienstkleidung bis hin zu neuen Lösungen im Bau- und Infrastrukturbereich. Die folgenden Beispiele sollen sichtbar machen, wie vielfältig Ansätze zur Kreislaufwirtschaft sind und was diese bewirken können:

Wiener Linien

Stoffliches Recycling von Dienstkleidung

Ein österreichweit einzigartiges Projekt zeigt, wie sektorübergreifende Kreislaufwirtschaft funktioniert: Gemeinsam mit Austrian Airlines, ÖBB, Post, SALESIANER und anderen Partnerbetrieben werden gebrauchte Dienstkleidungen gesammelt und dem stofflichen Recycling zugeführt. Dadurch können jährlich rund 50 Tonnen Textilabfälle vermieden werden – das entspricht etwa 170.000 Hemden. Die Sammlung, Sortierung und das Textil-zu-Textil-Recycling erfolgen durch den Partner TURNS. Zusätzlich dazu bewertet EY denkstatt die Umweltauswirkungen dieses Prozesses.

Baustoffe aus Aushubmaterial

Beim Bau des U-Bahn-Linienkreuzes U2xU5 fallen große Mengen Tunnelaushub an. Die Wiener Linien haben sich als Ziel gesetzt, das Aushubmaterial im Sinne der Kreislaufwirtschaft bestmöglich als Ressource zu nutzen und nicht der Deponierung zuzuführen. Im Zuge dessen wurden aufgrund der Beschaffenheit des Aushubmaterials unterschiedliche Verwertungspotenziale verwirklicht: Herstellung von gepressten (kleinen) Ziegeln (u. a. für die Klimabiennale) sowie von keramischen Platten und Fliesen. In Kooperation mit Wienerberger wurden aus rund 1 Tonne Aushubmaterial vom Notausstieg Quellenstraße 1.000 kleine Ziegel gefertigt. Das Material wurde direkt von der Baustelle angeliefert, analysiert, aufbereitet und anschließend zu hochwertigen Ziegeln gebrannt.

Wiener Netze

Wertstoffzentrum und ressourcenschonender 3D-Druck

Die Wiener Netze haben sich in unterschiedlichen Bereichen mit einer optimalen Kreislaufschließung auseinandergesetzt. Im Wertstoffzentrum der Wiener Netze werden durch geeignete Sammlung und Trennung von den jährlich anfallenden gewerblichen Abfällen über 80 Prozent wiederverwertet. In der 3D-Druck-Werkstätte der Wiener Netze fallen immer wieder Kunststoffreste an. Diese werden nicht zu Abfall, sondern bekommen eine neue Funktion. So werden diese für den 3D-Druck von Ersatzteilen, Gaszählergriffen, Absperrventile und sonstigen Teilen verwendet.

Wien Energie

Photovoltaik-Carport aus alten Windradflügeln und Second-Life Batteriespeicher

Die Wien Energie befasst sich intensiv mit Ideen zur Weiternutzung von Energieinfrastruktur. So wurde heuer in Simmering ein Leuchtturmprojekt der Wien Energie umgesetzt: Ein Photovoltaik-Carport aus alten Windradflügeln erzeugt dort 330 kWp Ökostrom. Zusätzlich sind 24 Wallboxen und vier Schnellladepunkte installiert. Zudem hat die Wien Energie den größten Second-Life-Batteriespeicher Österreichs mit 1 MW Nennleistung und rund 4 MWh nutzbarer Kapazität errichtet. Er speichert künftig grünen Strom aus der Freiflächen-Photovoltaikanlage am Heizwerk Süd und kann für den kurzfristigen Stromhandel genutzt werden, um Netzschwankungen auszugleichen. Die Batteriemodule stammen aus E-Autos und verfügen noch über mehr als 80 % Restkapazität. Ihr Einsatz im Speicher verlängert ihre Lebensdauer um 7–12 Jahre und spart Primärressourcen sowie CO₂-Emissionen ein.

Wiener Lokalbahnen

Badner-Bahn-Flohmarkt

Beim Badner-Bahn-Flohmarkt wurden erstmals originale Teile ausgemusterter TW100-Wagen, wie Tische, Halteschlaufen und Wagenschilder, verkauft. Das Projekt verbindet Nostalgie mit Ressourcenschonung.

Kreislaufwirtschaft als gemeinsame Aufgabe für eine zukunftsfähige Stadt

Kreislaufwirtschaft ist für Wien ein zentrales Zukunftsthema und die Wiener Stadtwerke-Gruppe spielen dabei eine wichtige Rolle. Viele Initiativen und Geschäftsfelder der Wiener Stadtwerke-Gruppe tragen zur Kreislaufwirtschaft bei. Ob Investitionen in neue Technologien, die stoffliche Verwertung von Abfällen oder neue Reuse-Ideen - die Konzernunternehmen zeigen, wie Kreislaufwirtschaft umgesetzt werden kann. Um gruppenweite Potenziale zu nutzen und Synergien aufzubauen, hat die Wiener Stadtwerke-Gruppe zuletzt eine eigene Kreislaufwirtschaftsstrategie entwickelt.

Klar ist die Stadt Wien und die Wiener Stadtwerke-Gruppe werden den eingeschlagenen Weg ambitioniert fortsetzen und sich für eine zirkuläre Zukunft der Metropolregion Wien einsetzen.

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Caroline Roithner

Kreislaufwirtschaft Expertin